Frage: Wie kann ich einen Drucker Vergleich machen? Ich möchte wissen, mit welchem ich günstiger drucke.
Antwort: Die Frage nach einem Drucker Vergleich ist sehr einfach, die Antwort ist leider sehr komplex. Die Problematik besteht darin, einen Drucker Vergleich unter sinnvollen Bedingungen und nach persönlich wichtigen Maßstäben anzustellen. Dieser Beitrag erklärt, worin die Schwierigkeiten liegen.
Hewlett-Packard warf 1999 Öl auf das Feuer der Debatte vom Drucker Vergleich! Der führende Druckerhersteller der Welt veröffentlichte Daten, die aussagten, daß ein unabhängiges Testlabor in Bremen ermittelt habe, daß die HP4 Kartusche von HP 15 - 50% mehr Reichweite habe als andere. Zum Vergleich wurden Lexmark, Kores und Pelikan herbei gezogen. HP rechnete dann vor, daß die HP Kartusche pro bedruckter Seite im Vergleich zur Konkurrenz am günstigsten sei, obgleich der eigentliche Kaufpreis der Kartusche um einiges höher war.
Der HP Vergleich wurden von vielen IT Anbietern aufgegriffen und in verschiedenen Formen veröffentlicht. Im September 2000 fanden wir eine Internetseite, die die Resultate für diesen Drucker tabellarisch darstellte und HP an der Spitze zeigte. Die Spitzenposition der HP Kartusche beruhte jedoch auf der betrachteten Seite auf einem einfachen mathematischen Fehler. Wenn man die erzielte Seitenleistung und den "Straßenpreis" richtig berechnet hätte, dann wäre eine Hochleistungskartusche von einem Kompatibelanbieter um ca. 20% günstiger gewesen.
HP ist nicht die erste oder einzige Firma, die solche "unabhängigen Testresultate" zum Drucker Vergleich in ihrer Werbung veröffentlicht. Andere führende Kartuschenhersteller haben das gleiche getan und auch die Recycling Industrie nimmt da auch kein Blatt vor den Mund. Natürlich werden die Resultate dann so präsentiert, um die jeweilige eigene Kartusche im Vergleich zu anderen an der Spitze zu zeigen.
In der Abwesenheit wirklich universell anerkannter Drucker Vergleich Testmethoden, kann man am Ende niemanden eine solche Selbstberühmung wirklich zu Lasten legen - ist doch jede Form von Werbung schließlich Selbstberühmung. Wie beim Autoquartett aus Kindertagen legt man sich im Vergleich einfach auf die Eigenschaft fest, bei der die eigene Kar(t)e am besten abschneidet.
Man kann vielleicht auch folgende Analogie nennen: Nehmen wir einmal an, ein Autohersteller wolle zeigen, daß sein Modell die beste Kilometerleistung pro Liter Benzin habe. Er entwirft einen Vergleich für sein Modell gegen drei andere unter verschieden Bedingungen: Bei nassen Straßen und bei trockenen, bergauf und bergab, bei 40 Grad im Tal des Todes oder bei -40 in Sibirien. An der Meeresküste oder bei 3000 m im mexikanischen Plateau. Bei 5 km/h im ersten Gang, bei "normaler" Geschwindigkeit (was immer das bedeutet) und bei 200 km/h auf der Autobahn. Jeder dieser Tests wird andere relative Resultate ergeben, weil die Umweltbedingungen anders sind. Die Leistung auf nassen oder trockenen Straßen kann zum Beispiel sehr von der Bereifung abhängen. Am Ende werden einfach die Test-Szenarien herausgepickt, bei denen das Auto des Herstellers am besten abschneidet.
Gemäß den HP Informationen, wurde der Drucker Vergleich bei 1,967% Blattschwärze ausgeführt, bis "die ersten Störungen" auftraten. Ohne eine genaue Definition der Natur der Störungen, ist der Endpunkt des Tests an sich schon schwer nachzuvollziehen. Eine Blattschwärze von 1,967% ist unseres Erachtens mathematisch nicht sehr sinnvoll, um einen sinnvollen Drucker Vergleich anzustellen. Zum einen, ist eine solche Präzision (3 Stellen hinter dem Komma) mathematisch absurd. Zum anderen, entspricht eine Blattschwärze von 1,967% kaum einem praktischen Einsatz des Druckers.
Selbst der beliebte, aber veraltete Dr. Grauert Brief von 1975 hat 2,8% Deckungsgrad, weswegen ihn immer noch viele Druckerhersteller gerne als Maßstab verwenden. Der Industrieübliche Maßstab liegt inzwischen bei 5% Blattschwärzung, aber selbst das ist ebenfalls sehr wenig. Darüberhinaus wird der Farbdruck überhaupt gar nicht getestet. Deshalb wurden inzwischen von der Standardisierungsorganisation ISO neue, eher dem aktuellem Druckverhalten entsprechende Normen festgelegt, mehr dazu weiter unten
Ein weiteres Problem mit dem HP Drucker Vergleich ist, daß der Straßenpreis der HP4 Kartusche mit 131 DM angegeben wurde. So wenig dürfte diese Kartusche für den typischen Verbraucher nicht einmal 1999 gekostet haben. Im September 2000 kostete diese Kartusche im Büro Versandhandel nämlich stolze 199 DM plus MwSt.
Gehen wir noch einen Schritt weiter: Wenn wir einmal zur Kenntnis nehmen, daß HP in anderen Publikationen die Seitenleistung dieser Kartusche bei 5% Blattschwärze mit 6800 Seiten angibt, dann muß man sich fragen, wie kommt es, daß die Kartusche bei 1,967% Blattschwärze nicht 17 285 Seiten schafft (6800 mal 5 durch 1,967), sondern nur 13 724? Aus dem Drucker Vergleich scheint hervorzugehen, daß die HP Kartusche bei 5% wesentlich wirtschaftlicher arbeitet als bei 1,967%. Das sollte nicht überraschen, denn wenn man davon ausgeht, daß die meisten Druckanwendungen 5% oder mehr des Blattes bedrucken, dann wird kein vernünftiger Hersteller eine Kartusche bauen, die bei 1,967% am effizientesten arbeitet. Nur muß man sich dann fragen, welchen Sinn dieser Drucker Vergleich noch hat.
Interessant ist vielleicht noch, daß HP sich in dem Drucker Vergleich nicht etwa mit Canon mißt. Streng genommen, gab es zum Zeitpunkt dieses Beitrags keine oder wenige "echte" HP Kartuschen. HP benutzte in allen gängigen Laserdruckern Canon Druckwerke. Für praktisch jeden gängigen HP Laserdrucker gab es daher eine baugleiche Canon Kartusche, die generell etwas günstiger war. Canon gibt die baugleiche EP-E/EX Kartusche mit 6000 Seiten an. Bei typischen Büro Versandhandelpreisen wäre die Canon Kartusche umgerechnet auf die Hersteller Seitenangabe zum Zeitpunkt dieses Beitrages ca. 9% preiswerter gewesen.
Fazit: Die Frage von Reichweite in einem Drucker Vergleich ist simpel, die Antwort offensichtlich komplex.
Kann man dennoch einen sinnvollen Drucker Vergleich anstellen? Sicherlich! Wenn man sich auf einheitliche, praktische Teststandards einigt, die von allen akzeptiert werden! In den USA hat sich die Recycling Industrie weitgehend auf einen ASTM Teststandard als Drucker Vergleich geeinigt. Selbst wenn Kartuschen jedoch unter genau gleichen Umständen getestet werden, dann sind die Resultate nur so lange gut, wie der Recycler seine Kartuschen unter genau den gleichen Umständen produziert: Toner und Trommeln vom gleichen Hersteller usw. Schon in dem Augenblick, wo die Lagerung der Magnetwalze ein zweites Mal benutzt wird, können sich geringfügige Differenzen ergeben, weil der Verschleiß den kritischen Abstand zur Fotoleitertrommel verringert.
Jeder Recycler weiß obendrein, daß Kartuschen vom gleichen Hersteller aus verschiedenen Fabriken gewisse Unterschiede aufweisen. Das Plastikgewicht des leeren Tonerbehälters einer HP5L Kartusche ist am geringsten aus französischer Produktion (ca. 105g), in der Mitte aus japanischer Produktion (ca. 115g) und am schwersten aus amerikanischer Produktion (ca. 122g). Man kann mit ziemlicher Sicherheit darauf schließen, daß die Kartuschen auch anderweitige Differenzen aufweisen werden.
Der alte Dr.-Grauert-Brief word immer mehr von verschiedenen ISO-basierenden standardisierten Testverfahren, das aus mehreren unterschiedlich bedruckten Seiten besteht, verdrängt. Diese sollen einen herstellerübergreifenden Vergleich unter praxisnahen Druckszenarien möglich machen. Es gibt jeweils unterschiedliche Verfahren für Schwarzweiss- oder Farblaserdrucker, ISO IEC 19752 (für Schwarzweiss-Laserdrucker), ISO IEC 19798 (für Farblaser-Drucker), ISO IEC 24711 (für Farb-Tintendrucker), und ISO IEC 24712 (für Farb-Tinten- und Laserdrucker). Da diese Verfahren allerdings einen im Vergleich zu alten Szenarien deutlich höheren (und damit praxisnaheren) Deckungsgrad aufweisen, setzen die Druckerhersteller nur sehr zögerlich darauf - schließlich reduziert dies die für die Geräte angegebene Seitenlaufleistung drastisch. Die Hersteller kompatibler Kartuschen stört das hingegen wenig: Sie verkaufen ja keine Drucker und müssen sich ausschließlich mit den Herstellerkartuschen messen lassen.
Die Debatte über einheitliche, sinnvolle Teststandards für einen Drucker Vergleich (die auch wirtschaftlich gerechtfertigt sind), wird vermutlich noch eine lange Zeit brennen. Mit Sicherheit wird auch weiterhin viel Schindluder mit der Thematik getrieben werden. Wir hoffen, dieser Beitrag hat ein wenig geholfen, Licht auf die Frage vom Drucker Vergleich zu werfen. Wir haben uns hier bewußt im Drucker Vergleich auf die Frage von Seitenleistung oder Ergiebigkeit konzentriert, weil das die allerhäufigste Frage ist. Zudem werden Sie in anderen technischen Beiträgen auf diesen Seiten finden, daß Druckerpatronen den Löwenanteil an Druckkosten ausmachen. Dagegen sind die Drucker Anschaffungskosten praktisch Peanuts. Ein Drucker Vergleich im wirtschaftlichen Sinne läuft somit praktisch immer auf die Druckkosten hinaus.
Zu guter Letzt bliebe noch anzumerken, dass man Drucker natürlich auch nach ganz anderen Maßstäben vergleichen kann, beispielsweise anhand von Ausstattungsmerkmalen, Energieverbrauch, Papierfach-Kapazität, Wartungsintensität, Größe, Gewicht, Umweltfreundlichkeit oder Lärmentwicklung. Schlussendlich muss jeder potentielle Käufer selbst wissen, auf was er persönlich wert legt und aufgrund dieser Faktoren abwägen.